Die Geschichte von Praust bei Danzig reicht weit in die Vergangenheit zurück. Ein Beweis dafür sind umfangreiche Ergebnisse archäologischen Untersuchungen der Stadt und ihrer Umgebung in diesem Jahrhundert. Es wurden auf diesem Gebiet Hinweise auf die Existenz einer Siedlung bereits im 8. Jahrhundert v. Chr. entdeckt.


Bis ca. zum 6. Jahrhundert v. Chr., als der Meeresspiegel höher war, lag die Siedlung direkt am Ufer des Frischen Haffs. Aufgrund dieser Lage erfüllte die Siedlung die Rolle eines Fischerhafens und einer Umlandungsstelle für Wasser- und Landrouten. Mit der fortschreitenden Senkung des Meeresspiegels veränderte sich der Charakter der Siedlung stark.


Der Name der Siedlung erscheint in den Archiven erstmalig im Jahre 1307 als Prust. Historiker fanden verschiedene Erklärungen für seine Herkunft. Die Einen leiten ihn von dem Namen des mit Westpreußen benachbarten Landes Preußen oder seiner Bewohner, den Preußen; die Anderen wiederum, von dem Wort Propstei. In den folgenden Jahren wurden weitere Namen erwähnt: Pruszy (1315), Prust (1438), Pruscz (1504), Pruszcz (1583). Der letztere wurde Ende des 18. Jahrhundert benutzt. In der Zeit der Zugehörigkeit zu Preußen fand eine Verdeutschung des Namens statt. Nunmehr erhielt die Stadt den Namen Praust. Im Jahre 1945 wurde der polnische Name Pruszcz wieder eingeführt, folglich fügte man ein weiteres Glied hinzu – Gdanski (Danziger bzw. bei Danzig).


Da sich Praust an der Kreuzung der Handelsrouten zwischen Danzig und dem südlichen Teil Europas befand, war jeder Reisende aus dem Süden, dessen Ziel Danzig war, gezwungen, durch die Siedlung zu fahren. Oftmals waren in Praust Fürsten, Könige und andere wichtige Personen, auf ihrer Reise,zu Gast. So auch im Jahre 1807 vor dem Einzug Napoleons, als Praust einen riesigen Triumphbogen zu Ehren des großen Heeresführers baute.


Praust war ebenfalls von militärischer Bedeutung für die in Richtung Danzig vordringenden Truppen. Die umliegenden Gebiete dienten den Armeen als Sammelstelle und Verbandslager bei Angriffen und als Hauptquartier.


In der Herrschaft des Kreuzritterordens wurde ein Damm auf der Radaune erbaut (1347), ein neues Flußbett ausgehoben. In den Jahren 1348-1354 baute man einen Kanal, welcher die Bezeichnung Neue Radaune bekam. Dieser wurde als Trinkwasserversorgung für Danzig und und für industrielle Zwecke genutzt. Da der sich in der Nähe befindliche Damm eine strategische Bedeutung hatte, baute man zu ihrem Schutz eine Wartburg. Vermutlich befand sich im westlichen erhobenen Teil von Praust ein Schloß, dafür gibt es aber keine eindeutigen Belege, außer kurzen Vermerken in alten Dokumenten.


Im Jahre 1367 erhielt Praust Lokationsrechte, und somit wurde sein Status zu einem Dorf erhoben. In dieser Zeit zogen viele Handwerker nach Praust, da Danzig, das sich gerade in einem raschen Entwicklungsstadium befand, sie nicht mehr aufnehmen konnte. Zur selben Zeit baute man zwei Wassermühlen, zwei Wirtshäuser, zwei Backstuben, zwei Fleischbänke, sowie eine Reihe kleinerer Handwerksbetriebe.


In der Zeit von 14. bis 18. Jahrhundert wurde die Entwicklung des Dorfes durch Feuer, Angriffe und Raubüberfälle mehrmals gehemmt. In friedlichen Zeiten wurde Praust systematisch ausgebaut und erweitert.


Nachdem die Kreuzritter im Jahre 1454 aus Danzig vertrieben worden sind, wurde Praust, laut Kraft des Sonderrechtes des des polnischen Königs Kasimir IV von Polen aus dem Stamm der Jagiellonen, Eigentum der Stadt Danzig.


Bis zur zweiten Teilung Polens (1793) gehörte Praust zu Danzig. Diese Liason brachte Praust bedeutende Vorteile. In Folge der Teilung fiel das Dorf unter preußische Zuständigkeit. Im Jahre 1819 baute man eine Strasse von Danzig nach Bromberg, und im Jahre 1852 eine Eisenbahnverbindung zwischen Danzig und Dirschau.


Ende des 19. Jahrhundert ließ sich in Praust Dr. Hermann Wiedemann nieder, der sehr viel für die Entwicklung Prausts beitrug, und dafür den Titel des Ehrenbürgers erhielt. Dank seiner Initiative erbaute man in Praust eine Zuckerfabrik, ein Krankenhaus und im Jahr 1882 eine Strasse nach Straschin. Das Dorf verdankte ihm ebenfalls die Durchführung vieler Vorhaben. Im selben Jahr fand auch im Zentrum von Praust der erste Markt statt. 1900 errichtete man in Praust ein lokales Telefonnetz und zwei Jahre später legte man die Beleuchtung der Hauptstrassen an.


In dieser Zeit hatte Praust viele Grünanlagen, die größte von ihnen befand sich auf dem Gelände zwischen den Straßen nach Dirschau und Woyanow. Dieser große "Irrgarten" beherberte später auch Gesindel.


Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Fall des Kaiserreiches, wurde Danzig 1920 laut Kraft des Versailler Vertrages zur Freien Stadt. Gleichzeitig wurde Praust an die Stadt Danzig "angeschlossen".


Vor dem Zweiten Weltkrieg war Praust ein reiches Dorf, ein Beweis dafür ist die Existenz von fünf Bäckereien, Molkereien, vier Schlachthöfen, sieben Lebensmittelläden, mehreren Handwerksbetrieben und sogar eines Kinos.


Im Jahr 1941 wurde Praust zu einem Stadtteil von Danzig. In der Kriegszeit wurden dort drei Nebenanlagen des Konzentrationslagers Stutthof am Flughafen, Bahnhof und in der Zuckerfabrik errichtet, wo die Gefangenen arbeiteten. Am 24. März 1945 marschierten in Praust Truppen der Roten Armee ein und am 15. April wurde die Stadt an die polnischen Behörden "übergeben".


Sofern die deutschen Bewohner nicht schon im Frühjahr 1945 vor der anrückenden Sowjets geflüchtet sind, wurden sie schon ein Jahr später aus ihrer Heimat vertrieben.